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Typografie für Print und Online

Typografie für Print und Online

Die perfekte Typografie für Print & Online

Schrift ist das wichtigste Gestaltungselement unserer Sprache. Bereits seit der Frühzeit spielt die Gestaltung von verzierten handschriftlichen Texten eine wichtige Rolle in den verschiedenen Hochkulturen. Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert setzte sich eine Entwicklung in Gang, die bis heute andauert. Die Regeln für moderne Typografie haben sich in den vergangenen Jahrzehnten aber nur noch wenig verändert – was auf den ersten Blick verwundert, wenn man die Entwicklung digitaler Medien berücksichtigt. Mit Typografie werden digitale Inhalte und Printmedien gestaltet, die zum Großteil aus Text bestehen.

Mit diesen Medien stehen wir jeden Tag in Kontakt und stoßen dabei auf positive und negative Beispiele. Trotz der wesentlichen Rolle und großen Verbreitung von Texten gibt es häufig zu beobachtende Defizite im richtigen Umgang mit Schrift. Dabei hat das Schriftbild eine unterbewusste Wirkung auf unsere Wahrnehmung und kann, wenn sie richtig angewendet wird, dadurch auch positiv Einfluss nehmen. Selbst moderne Ausbildungen und Studiengänge widmen sich dieser Disziplin oft nur sehr oberflächlich oder nur in Form von Spezialisierungen. Neben gestalterischen Vorgaben und Richtlinien handelt es sich dabei um eine Reihe technischer Kenntnisse, die zum Beherrschen von Typografie notwendig sind. Der Printbereich kann traditionell bei der Wahl der Schriftklassen und beim Satz aus dem Vollen schöpfen. Aber auch im Bereich digital gab es in den vergangenen Jahren viele Entwicklungen, die bei der Gestaltung von Texten auf Webseiten oder anderen digitalen Inhalten den kreativen Radius erweitern. 

Ein bewusster Umgang mit Schrift, Kenntnisse über die Anatomie eines Buchstaben und etwas Grundwissen sind nötig, um Typografie als Mittel der Gestaltung kreativ einzusetzen. Trotz qualitativ hochwertiger Vorlagen, Webseiten-Templates und intelligenten Editoren hat eine gelungene Typo auch heute noch viel mit Wissen, Erfahrung und handwerklichem Know-how zu tun.

Grundwissen Typo: Anatomie der Buchstaben

Serifen, Punze, Scheitel, Oberlänge oder Tropfen – die Reihe an Fachbegriffen wirken zunächst sehr ungewöhnlich. Moderne Typo kommt allerdings mit bereits wenigen Vokabeln aus. Beim Einsatz auf einer Website oder in Printmedien wird im Wesentlichen zwischen Schriftarten mit Serifen oder serifenloser Schrift unterschieden. Bei Serifen handelt es sich um eine kurze feine Linie am Ende eines Buchstaben oder Zeichens. Der bekannteste Vertreter einer solchen Schriftart ist mit Sicherheit „Times New Roman“. Die häkchenartigen Enden der Buchstaben sind hier besonders deutlich. Außerdem handelt es sich um die Standardschrift der meisten gedruckten Bücher, da ihr eine besonders gute Lesbarkeit nachgesagt wird. Die bekanntesten serifenlose Vertreter sind „Helvetica“ oder „Arial“ und werden vor allem im digitalen Bereich verwendet.

Die Punze bezeichnet den eingeschlossenen Raum beispielsweise bei einem „P“, das entsprechende Pendant ist das sogenannte Fleisch. Ein Scheitel ist eine spitz zusammenlaufende Kante bei einem Buchstaben, etwa die Spitze bei einem „A“. Deutlich selbsterklärender ist der Tropfen. Dabei handelt es sich um die runde Verdickung am Ende eines „r“, die einem Tropfen Wasser ähnelt, der sich an einer Kante sammelt, kurz bevor er herabtropft. Die Versalhöhe bezeichnet den Bereich zwischen der Ober- und Unterkante eines Großbuchstaben oder einer Ziffer. In einem Vierliniensystem unterscheidet man bei Buchstaben eines lateinischen Alphabets aus der Oberlänge, der Mittellänge und der Unterlänge. An Überganspunkten entstehen insgesamt vier Linien, innerhalb derer alle Buchstaben und Ziffern dargestellt werden.

Das Modell der Schriftklassen erfolgt anhand eindeutig unterscheidbarer Merkmale. Dazu zählen etwa die Eingruppierung in Druckschrift oder in Webfonts. Allerdings sind die Merkmale digitaler Schriften zunehmend unkonkret und die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Klassen und Nebengruppen verlaufen fließend.

Die Anatomie eines Buchstaben kennt noch zahlreiche weitere Fachbegriffe und Unterscheidungen - wir möchten uns in diesem Artikel aber auf ein praxisnahes Grundwissen konzentrieren.

Wie Typografie für Print und Online gelingt

Um mit Schrift zu gestalten und im Druckbereich oder bei einer Webtypo kreative Ergebnisse zu erzielen, gibt es einige Hilfestellungen und etablierte Herangehensweisen, die den Alltag mit Schrift einfacher gestalten und leicht zu befolgen sind. Das wichtigste Ziel dabei bleibt, eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten.

• Auf die Textbreite achten

Beim Lesen eines Textes erfassen wir nicht jeden Buchstabe einzeln, um ein Wort zu bilden. Wir springen vielmehr von Wortbild zu Wortbild und erschließen uns so den kompletten Satz. Gerade bei einer Webtypo gilt es darauf zu achten, dass Textblöcke nicht zu breit geraten. Die maximale Breite eines Textes muss in einem harmonischen Verhältnis zu der verwendeten Schriftgröße stehen. Als Faustregel gilt: Die gesamte Breite muss erfassbar sein, ohne den Kopf zu bewegen, um Sie auf den ersten Blick erfassen zu können.

• Korrekte Satzzeichen verwenden

Punkt und Komma dürften noch allgemein geläufig sein. Komplizierter wird es schon bei Anführungszeichen. Im Deutschen kann man sich auf die Eselsbrücke „mit 99 öffnen, mit 66 schließen“ stützen. Auch die Unterscheidung zwischen Gedankenstrichen und einem Minuszeichen zeichnet eine gute Typografie aus.  

• Schriftsatzarten

Der Einsatz von Flattersatz, also linksbündige Schrift, erzielt das schönste Ergebnis, wenn die Zeilen auch lang genug sind. Dadurch entsteht ein ähnliches Schriftbild wie bei einem Blocksatz.

Rechtsbündige Passagen sind die Ausnahme und kommen meist als bewusstes Gestaltungsmittel zum Einsatz.

Der Blocksatz ist vor allem im Printbereich zu finden und wird in einer Webtypo dann verwendet, wenn eine klare Abgrenzung zu umgebenden Bereichen geschaffen werden soll. Wichtig ist, dass die Passage nicht länger als etwa 10 Zeilen sein sollte und zwischen 50 und 75 Zeichen verwendet werden.

Der Axialsatz, also zentrierter Text, ist für das Auge schwer zu lesen. Der Einsatz ist ebenfalls meist kreativer Natur, um z. B. eine Passage, etwa ein Zitat, besonders hervorzuheben.

• Auszeichnung von Textpassagen

Kursive Schrift gilt im digitalen Einsatz gerade bei kleinerer Schriftgröße als grundsätzlich schlechter lesbar. Die Auszeichnung mittels Fettdruck ist in den meisten Fällen die bevorzugte Lösung.

Auch Unterstreichen von Texten ist auf einer Website die Ausnahme, da dadurch in der Regel Links gekennzeichnet werden.

• Weniger ist mehr

Übersichtlich gestaltete Texte zeichnen sich durch ausreichend Weißraum aus. Die freien Flächen sorgen dafür, dass Inhalte besser zur Geltung kommen. Auch bei der Auswahl der verwendeten Schriftarten empfiehlt sich ein sparsamer Umgang. Die passende Kombination zweier Schriftarten kann ein kreatives Mittel sein - zu viele Schriftarten wirken kontraproduktiv, da Sie den Leser schnell überfordern.

Keine Angst vor Typografie

Typografie bietet viele Möglichkeiten zur kreativen und übersichtlichen Gestaltung von Texten, um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten. Wer dabei über Grundwissen verfügt und aktuellen Handlungsempfehlungen folgt, kann mit wenig Aufwand gelungene Ergebnisse erzielen und klassischen Fallen aus dem Weg gehen. Auch wenn es Programme, Templates oder Editoren einfach machen, Inhalte schnell zu gestalten und zu veröffentlichen, zahlt sich Fachwissen und handwerkliches Können noch immer aus. Als wesentlicher Bestandteil eines Corporate Designs kann Typografie dazu beitragen, die Botschaften eines Unternehmens zu unterstützen und zur Identität eines Unternehmens beitragen. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, sich von seinem Umfeld abzuheben und mit einer eigenen harmonischen Typografie oder kreativen Regelverstößen positiv auf seinen Leser zu wirken. Es wird sich lohnen, wenn man sich mit einigen Grundregeln vertraut macht, um sich so dieser Thematik anzunähern. Wer mit System vorgeht, wird beim Gestalten von Texten auf der eigenen Website oder anderen Medien zunehmend souveräner und es öffnet sich die Tür für eigene kreative Ideen.

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